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NOW Kommentar: Kulturpolitik als Besitzstand – warum Kultur nicht gefördert, sondern eingefroren wird

#NOW #Kommentar: Kulturpolitik als Besitzstand – warum Kultur nicht gefördert, sondern eingefroren wird

#Gütersloh, 21. November 2025

#Kultur müsse »#gefördert« werden – das ist eine der heiligsten Formeln deutscher Politik. Sie klingt humanistisch, demokratisch, fortschrittlich. Tatsächlich aber stabilisiert sie vor allem etwas anderes: ein geschlossenes System aus Institutionen, Apparaten und kulturpolitischer Selbstverwaltung, das jede echte Erneuerung systematisch verhindert.

#Deutschland fördert nicht Kultur. Deutschland fördert Betriebe, Verwaltungen und soziale Milieus. Und das Ergebnis sehen wir exemplarisch in unseren Städten.

Historische Parallele: die deutsche #Kulturpolitik als Fortsetzung der #Hofkultur

Die deutsche #Kulturförderlogik ist nie #demokratisiert worden. Sie ist nicht aus bürgerlichen Kulturbewegungen hervorgegangen, sondern aus #Fürstenhöfen, die #Opern und #Theater zur Repräsentation bauten, stadtstaatlicher Machtarchitektur im 19. Jahrhundert, Kultur als Staatsraison im Kaiserreich, bildungsbürgerlichen Ausschlussmechanismen der #Weimarer Zeit, der #Nationalrezeption im 20. Jahrhundert, die #Theater als moralische Anstalten des Staates begriff, der Kulturhoheit der Länder, die in den 1950er und 60er Jahren ungebrochen diese Struktur weiterführten.

Der Kultursoziologe Andreas #Reckwitz nennt dieses Modell »staatstheatrale Kultur« – Kultur, die nicht aus gesellschaftlichen Bedürfnissen entsteht, sondern von Apparaten verwaltet wird, die ihre eigene Existenz rechtfertigen müssen. Der französische Philosoph Pierre #Bourdieu spricht von der »Distinktion«: Öffentliche Kultur dient nicht der Öffentlichkeit, sondern der Abgrenzung einer Klasse, die darüber entscheidet, was #Kunst »wert« ist. Und der Historiker Ulrich #Bröckling beschreibt Kulturpolitik als »Selbstbeschreibung der Eliten«.

Diese Diagnosen sind 20 bis 40 Jahre alt – und wirken heute aktueller denn je.

Die Fehlkonstruktion: Wenn Förderung nicht Vielfalt schafft, sondern #Monokultur

Das deutsche System produziert vier strukturelle Probleme.

1. Kultur wird mit Gebäuden verwechselt

#Theater, #Museen und #Konzerthäuser werden gebaut wie Kathedralen: Gigantische Betriebskosten, minimale gesellschaftliche Teilhabe.

2. Freie Kultur wird marginalisiert

Freie Initiativen bekommen Förderbeträge, die im Budget eines Stadttheaters nicht einmal die Reinigungskosten einer Spielzeit abdecken.

3. Kulturelle Innovation wird systematisch unterdrückt

Fördergremien reproduzieren die Sichtweisen ihres eigenen Milieus. Künstler mit neuen, irritierenden Formen haben de facto schlechte Karten.

4. Das System wird als moralisch unantastbar dargestellt

Wer es kritisiert, gilt als »kulturfeindlich«. Dabei sind es gerade die Kritiker, die Kultur wieder öffnen wollen.

Der Gegenbeweis: Kultur funktioniert sehr wohl ohne staatliche Strukturapparate

Die #Westfälische #Kammerphilharmonie, deren Förderverein einst von engagierten Güterslohern aufgebaut wurde, zeigt es konkret: ein freies, nicht-etatisiertes Orchester, bürgerschaftlich getragen, finanziell weitgehend autonom, ohne städtische Strukturförderung.

Was heißt das? Kultur kann funktionieren, wenn man sie lässt – und wenn Menschen sie wirklich wollen.

In der Kulturwissenschaft ist das seit Jahrzehnten bekannt: Elinor Ostroms #Commons #Forschung: Gemeinschaften können kulturelle Güter selbsttragend organisieren. Raymond #Williams: Kultur entsteht »nicht in Institutionen, sondern zwischen Menschen«. Richard #Florida: Städte profitieren von spontanen, offenen Kulturökosystemen, nicht von Monumentalbauten.

Wir könnten eine lebendige, freie Kultur haben – wenn uns die Strukturen ließen

Eine moderne Kulturpolitik müsste nicht fragen: »Wie fördern wir die bestehenden Institutionen?« Sondern: »Wie schaffen wir ein #Klima, in dem #Kunst gesellschaftliche Relevanz hat?« »Wie ermöglichen wir, dass Menschen Kultur wollen, statt sie subventioniert zu konsumieren?« »Wie öffnen wir Räume für freie, ungebundene, experimentelle Kunst?« Und vor allem: Wie verhindern wir, dass Kulturpolitik zum Machtinstrument wird?

Der eigentliche Skandal

Nicht, dass Theater staatlich finanziert werden. Sondern, dass fast nur Theater staatlich finanziert werden, und freie Kultur zu 95 Prozent auf Selbstausbeutung angewiesen ist. Nicht, dass es Theater in Städten gibt. Sondern, dass diese Theater Mehrheiten bindet, die keinerlei Zugang zu ihm haben. Nicht, dass Kultur Geld kostet. Sondern, dass Kulturpolitik sich weigert, ihre Strukturen zu modernisieren.

Kultur nicht mehr gefördert werden – sondern endlich befreit werden

Kultur sollte nicht abhängig sein von Gremien, die jede Relevanz herausfiltern. Sie sollte nicht an Gebäude gefesselt sein, die kaum jemand betritt. Sie sollte nicht als moralischer Schild dienen, um Verwaltungsentscheidungen zu übertünchen.

Was Kultur braucht, ist etwas anderes: Offene Räume, gesellschaftliche #Wertschätzung, sichtbare #Relevanz, unabhängige Strukturen, und Bürger, die mitentscheiden.

Nicht mehr #Geld. Mehr #Freiheit. Mehr Relevanz. Dann wird sie auch tragfähiger.

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