Ode an den Glühwein

#Ode an den #Glühwein

#Gütersloh, 16. November 2025

O Glühwein!

Heiliger Trunk!

Rubinroter Atem der Vorfreude!

Du göttlicher Sud, der in seinem dampfenden Auftritt

die gesamte Menschheit für einen kurzen Moment glauben lässt,

das Leben sei eigentlich ganz in Ordnung,

solange man beide Hände an deine Tasse presst.

Du bist nicht bloß ein #Getränk.

Du bist die flüssige Rückversicherung,

dass der Winter seinen Sinn hat.

Ein aromatisiertes Ja zum Dasein.

Wenn du dich erhebst in der Tasse,

dann erheben sich mit dir

auch die Herzen der Umstehenden –

und manchmal sogar ihre Stimmen,

obwohl sie das spätestens am nächsten Morgen bereuen.

Zimt! Nelke! Orangenschale!

Was für gewöhnliche Zutaten wären das,

würden sie nicht von dir

zu einem sakralen Dreiklang erhoben,

der im Rachen klingt

wie ein Weihnachtsoratorium für eine einzige,

leicht überforderte Stimmbandschleimhaut.

O Glühwein!

Lodernder Liebhaber der durchgefrorenen Seele!

Dein erster Schluck ist ein mildes Versprechen,

dein zweiter eine zärtliche Zuspitzung,

dein dritter ein konsequenter Karrierewechsel

in Richtung »Mir doch egal!«.

Und wie du duftet!

Ein olfaktorisches Umarmen!

Ein Parfüm, das jedes Parfüm ersetzt,

weil es nicht bloß den Körper,

sondern gleich die gesamte Straße einhüllt.

Du bist der Thermomantel der Emotionen.

Die Zentralheizung der Laune.

Der Grund, warum Erwachsene wieder lächeln können,

obwohl sie in einer Schlange stehen.

Ach, Glühwein!

Wärst du ein Planet,

man würde dich besiedeln.

Wärst du eine Religion,

man würde dich verehren.

Wärst du ein Haustier,

man würde dich Guter Junge nennen.

Bleibe bei uns,

du heiße Poesie im Ausschank.

Du dampfendes Wunder der Adventszeit.

König der Tassen.

Papst der Stimmung.

Architekt des leichten Schwanks.

O Glühwein!

Trunk der Trünke!

Elixier der Elixiere!

Hüter aller roten Nasen!

Möge dein Füllstand niemals sinken.

Möge dein #Becher stets beschlagener sein

als unser Urteilsvermögen.

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