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Aus der Geschichte lernen – aber richtig: Das Nachspiel in den Mittelpunkt rücken
#Gütersloh, 10. November 2025
Wir sagen, wir müssten aus der Geschichte lernen – und meinen damit fast immer die #Schlachten, die Strategien, die Heldentaten. Das ist kein Zufall: #Geschichte wird als #Drama erzählt, als #Action. #Explosionen, #Marschmusik, #Befehle, #taktische #Wendungen – das verkauft, das fasziniert. Für Zuschauer, die nicht selbst im Schützengraben standen, wird das schnell zu einer ästhetischen Erfahrung: spannend, cool, »episch«.
Aber genau hier liegt das Problem: Wir lernen die #Gewalt, nicht die #Folgen. Wir konsumieren das Ereignis wie einen Film – und bleiben emotional auf Distanz. Was selten gezeigt wird, sind die #Trümmer, die Nachwirkungen, die Menschen hinter den Statistiken. Nicht die Schlacht, sondern das, was danach bleibt: verstümmelte Körper, zitternde Nerven (»Kriegszitterer«, »Shell Shock«, »PTSD«), zerstörte #Familien, ausgebrannte Seelen, verlorene Perspektiven. Und genau diese Perspektive würde wirksam machen, was »aus der Geschichte lernen« wirklich heißen müsste.
Warum das #Aftermath fehlt – und was das bewirkt
Es gab und gibt historisches Wegschauen: Berichte über »#Shell #Shock« nach dem #Ersten #Weltkrieg oder die #Gesichtsversehrten waren unerwünscht, weil sie das heroische Narrativ störten. Stattdessen wurden #Pathos, #Stolz und #Siegesgewissheit in Szene gesetzt – oft mit dem Ziel, Rekruten zu gewinnen und nationale Identität zu stärken. Das erzeugt 2 Effekte …
#Verharmlosung durch Distanz: Wer nie miterlebt hat, wie einem die Gesichtshälfte fehlt oder die Beine abgerissen werden, kann sich das nur schlecht vorstellen – und deshalb bleibt Mitgefühl oberflächlich. Leid wird zur abstrakten Kategorie.
#Glorifizierung von #Gewalt: Wenn #Krieg als »Action« vermittelt wird, verliert das Töten seine moralische Schwere. Jugendliche nehmen Bilder von Ruhm und Kameradschaft auf, nicht die Bitternis des Rückkehrens.
Ein #britischer #Veteran, der gefragt wird, ob »es das wert war« und mit »nein« antwortet, bringt es auf den Punkt: Werte, Moral, historische Güte – all das wird durch die Tatsache relativiert, dass nichts Zerstörtes durch einen Sieg wiederhergestellt wird. Kein Triumph heilt eine abgeschossene Existenz.
Das Paradox des Soldaten – Gehorsam und Entmenschlichung
Das vielleicht Unheimlichste an all dem ist die Figur des Soldaten selbst. Im Frieden sind Soldaten oft die freundlichsten Menschen: hilfsbereit, diszipliniert, kameradschaftlich, voller #Pathos und #Respekt. Sie geben Konzerte, helfen bei Hochwassern, repräsentieren »Anstand und Dienst an der Gemeinschaft«.
Aber im Ernstfall – wenn der Befehl kommt – verwandelt sich diese Freundlichkeit in Funktion. Dann zählt kein Nachname, kein Gesicht, kein moralisches Zögern. Der Befehl gilt, und der Mensch verschwindet dahinter. Das ist keine Anklage gegen Individuen, sondern gegen das System, das genau das verlangt: absolute Unterordnung.
Der #Drill, das militärische #Ethos, zielt darauf ab, Zweifel auszuschalten. Ein Soldat, der zögert, gefährdet die Mission – so lautet die Logik. Aber diese Logik ist entsetzlich: Sie macht aus Menschen Werkzeuge. Sie verlangt, dass jemand, der gestern mit dir lacht, morgen auf Befehl dein Haus sprengt. Und das Schlimmste daran ist: Es funktioniert. Immer.
Das ist die tiefste moralische Gefahr des Militärs – dass es eine Struktur erschafft, in der Töten als »Pflichterfüllung« gilt und Denken zur Störung wird. Man nennt das Disziplin, aber es ist in Wahrheit Entmenschlichung.
Natürlich gibt es Soldaten, die das nicht wollen, die reflektieren, zweifeln, widerstehen. Doch das Prinzip bleibt: Eine Armee funktioniert nur, wenn das Gewissen abschaltbar ist. Und genau das ist das Paradox: In Friedenszeiten steht das Militär für Ordnung. Im Krieg bedeutet dieselbe Ordnung Zerstörung.
Schön, wenn die #Bundeswehrkapelle #Popkonzerte gibt – wirklich. Aber das darf uns nicht vergessen lassen, was sie ist: eine militärische Organisation. Auf #Befehl spielt sie #Musik. Auf Befehl zieht sie in den Krieg. Und wer dann noch glaubt, Musik und Krieg ließen sich voneinander trennen, hat den Kern der Sache nicht verstanden.
Der verlogene Trost der »Sinnlosigkeit«
Es wird oft gesagt: »Krieg ist #sinnlos.« Das klingt menschlich, moralisch klar, aber es ist in Wahrheit ein #schmutziger #Satz. Ein trostspendender, verlogener, gefährlich nihilistischer Spruch. Denn er sagt: Wenn Krieg sinnlos ist, dann ist er eben Schicksal. Dann kann man nichts tun. Dann ist es egal.
Aber Krieg ist nicht sinnlos. Er ist geplant, gewollt, organisiert. Er hat Ziele, Motive, Interessen, Nutznießer. Das Leid, das daraus entsteht, ist kein Versehen – es ist einkalkuliert. Sinnlos ist nur die Rechtfertigung, nicht das Geschehen.
Wenn man Leid »sinnlos« nennt, nimmt man ihm die #Würde.
Man erklärt es zu etwas, das keiner zu verantworten hat. Und das ist der ultimative #Zynismus: Den Schmerz der Opfer mit einem philosophischen Nebensatz zum Verschwinden zu bringen.
#Pfui #Teufel – ja. Dieser Satz gehört aus unserem Sprachgebrauch gestrichen. Er ist kein Ausdruck von Mitgefühl, sondern von moralischer Bequemlichkeit. Was wäre nötig? Bildung der Aftermath Perspektive und Abrüstungsgedanken
Wenn wir wirklich aus Geschichte lernen wollen, müssen wir das #Narrativ drehen
Bildung: Statt nur Schlachten zu analysieren, sollten Lehrpläne das Leben danach in den Fokus nehmen: Berichte von Veteranen, Tagebuchauszüge, medizinische und psychologische Folgen, Rekonstruktion zerstörter Gemeinschaften. Primärquellen, Interviews, oral history – das, was nahe ist und verletzlich macht.
Medien: Filme, Serien, Ausstellungen, die das Aftermath ehrlich zeigen – nicht nur als Randnotiz, sondern als Kern. Kein Pathos, sondern konkrete menschliche Folgen.
#Politik: Entwaffnung als klares Ziel: nicht naiv, aber als normative Leitlinie. Konflikte müssen primär durch Verhandlungen, Kompromisse und gerechte Institutionen gelöst werden.
Gesellschaft: Ein kultureller Wandel weg von Heroisierung des Militärischen hin zu einer Anerkennung des Preises von Gewalt.
Schluss – eine ernste Bitte
Wenn wir verhindern wollen, dass Menschen immer wieder in dasselbe #Inferno getrieben werden, dann beginnt das mit dem Blick auf das, was bleibt – die Menschen, die Wunden, die Familien, die Städte, die Psychen. Nur wer das sieht, wer das fühlt, kann ernsthaft sagen: »Nie wieder«.
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