Glosse: Geschmacksneutral

Glosse: Geschmacksneutral

#Gütersloh, 2. November 2025

Neulich dachte ich, ich hätte einen #Covid bedingten Geschmacksverlust. Alles schmeckte plötzlich fad: #Chips, #Pizza, #Suppe – sogar die #Lieblingssauce war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich war schon kurz davor, beim #HNO Arzt einen #PCR Test auf »Geschmacksverlust« zu verlangen.

Doch dann stellte sich heraus: Ich bin völlig gesund. Nur die #Lebensmittel sind es nicht mehr.

Offenbar hat die #Industrie beschlossen, dass wir kollektiv auf Entzug müssen – von #Salz, #Fett, #Würze, #Leben. Chips? »Jetzt mit 30 Prozent weniger Salz!« – als wäre das ein Qualitätsmerkmal. #Tiefkühlpizza? Süßer als #Kinderzahnpasta. #Fertigsuppen? So gewürzt wie Leitungswasser mit Ambitionen.

Das nennt man »#Reformulierung«. Klingt, als würde man an einer neuen Verfassung arbeiten. In Wahrheit reformulieren sie unseren Geschmackssinn.

»Verbessertes Rezept!« – ja, verbessert für wen? Für Menschen, die sich von Aromaschatten ernähren?

Dabei ist der Ansatz falsch: Wir brauchen kein #Salzverbot, sondern #Isotonie – ein Gleichgewicht. Zu viel Salz ist ungesund, klar. Aber gar kein Salz? Das ist auch keine Lösung und ebenso ungesund. Der Körper braucht Würze, im Leben wie im #Essen. Auch biologisch braucht er #Salz.

Das eigentliche Problem sitzt ohnehin woanders: im #Zuckerstreuer. Er ersetzt das, was man uns beim Salz wegspart. Ergebnis: Pizza, die nach Dessert schmeckt, und #Joghurt, der sich als Diät tarnt. #Zucker ist ein Riesenproblem – #Künstlicher #Süßtstoff freilich ebenfalls.

Früher wusste man wenigstens, woran man war: Wenn Chips salzig waren, war das keine Schande, sondern eine Eigenschaft. Heute ist alles »bewusster«. Nur der Geschmack hat das Bewusstsein verloren.

Wenn das so weitergeht, verkauft uns die Lebensmittelindustrie bald »Wasser – jetzt mit weniger Geschmack!«.

Und wir applaudieren brav, weil’s ja so gesund ist.

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