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Neologismus aus Gütersloh: Immotion – über Bewegung, Hoffnung und verdeckte Selbstwirksamkeit
#Gütersloh, 26. Oktober 2025
Es gibt Zustände, in denen die Welt stillzustehen scheint. Nicht, weil sie es tatsächlich tut, sondern weil das innere Echo fehlt, das jede Handlung mit Bedeutung auflädt.
In der Psychologie nennt man das #Depression. Man könnte es aber auch »#Immotion« nennen – das Gegenteil von »#Emotion«.
Emotion (vom lateinischen emovere, »herausbewegen«) ist Bewegung, die aus dem Inneren kommt und auf die Welt zielt.
Immotion dagegen ist Bewegung, die in sich selbst zurückfällt – ein psychischer Kurzschluss, in dem das System zwar noch Energie verbraucht, aber keine Richtung mehr kennt.
Alles passiert, aber nichts geschieht.
1. Die Logik der Erstarrung
Das Bewusstsein lebt von Rückkopplung: Wir handeln, etwas verändert sich, und wir erleben uns als Ursache dieser Veränderung. Dieses Erlebnis nennt man #Selbstwirksamkeit. Wenn es ausbleibt – wenn Handlungen keine Wirkung zeigen oder keine mehr wahrgenommen wird – beginnt das System zu zweifeln. Und wenn der Zweifel zur Gewissheit wird, dass nichts mehr wirkt, entsteht Immotion: das perfekte, geschlossene System.
Das #Paradoxe ist, dass Immotion stabil ist. Sie zerfällt nicht. Sie kann Jahre dauern. Sie ist der energetisch sparsamste Zustand des Lebendigen – und zugleich sein Gegenteil.
2. Die Hoffnung als Bewegungsvorgabe
Die stärkste Emotion des Menschen ist die Hoffnung. Sie ist die gedankliche Vorwegnahme von Selbstwirksamkeit – der Glaube, dass eine Handlung etwas ändern könnte. Darum ist Hoffnung die erste Kraft, die in der Depression verschwindet: Sie lässt sich nicht simulieren. Das #Unbewusste »riecht«, wenn sie gespielt ist. Ohne Hoffnung bleibt nur das Denken über #Hoffnung, und das ist wie ein Vogel, der seine Flügel beschreibt, ohne sie zu bewegen.
3. #Therapie und ihre #Paradoxien
Therapiesysteme versuchen, Bewegung zu erzeugen. Aber sobald sie planen, Bewegung zu erzeugen, wird sie künstlich. Die Gruppe, die pünktlich zur Kunsttherapie geht, bewegt sich nur im Kreis. Echte Bewegung entsteht dort, wo etwas Unvorhergesehenes passiert – ein Riss im Skript, eine Reibung, eine spontane Geste.
Darum wirken die #Rituale vieler Kliniken zwar strukturierend, aber selten belebend. Man könnte sagen: Sie bekämpfen Immotion mit institutionalisierter Bewegungslosigkeit. Das hilft manchmal, weil wenigstens etwas geschieht – aber es heilt nicht, weil nichts echt geschieht.
4. Verdeckte Selbstwirksamkeit
Vielleicht braucht es einen Umweg. Vielleicht lässt sich Bewegung nur dort erzeugen, wo niemand sie erwartet – in Momenten verdeckter Selbstwirksamkeit.
Was geschieht, wenn ein Mensch auf einmal gebraucht wird. Wenn jemand sagt: »Können Sie mir helfen?« Nicht als Test, nicht als Methode, sondern als echte Bitte. Denn in diesem Moment entsteht für Sekunden wieder ein klarer Zusammenhang zwischen Handlung und Wirkung: Ich tue – und etwas geschieht.
Das ist keine #Manipulation, sondern ein unscheinbarer Akt der Wiedereinbettung. Der Mensch wird wieder Teil der Welt.
5. Bewegung durch #Resonanz
Manchmal braucht es nicht einmal Handlung, sondern nur Resonanz: ein Gespräch, ein Widerspruch, ein gemeinsames Lachen. Wenn jemand plötzlich reagiert – spontan, unwillkürlich – ist das bereits Bewegung. Nicht groß, nicht heroisch, aber real. Ein winziger Bruch in der Immotion, durch den wieder Zeit einfließt.
6. Das Paradox der #Selbsttherapie
Das größte Paradox ist, dass niemand von außen Bewegung einpflanzen kann. Der Mensch muss sie selbst vollziehen – aber darf nicht merken, dass er es tut. Er müsste sein eigener Therapeut sein, aber ohne den Verdacht, dass es #Therapie ist.
In einem alten #Sketch von »Fry & Laurie« sitzen 2 Männer in einem Therapiezimmer. Beide glauben, sie seien der Therapeut, und beide behandeln den anderen. Am Ende kommt die echte Therapeutin herein – und sie tun so, als sei sie die Patientin.
Man lacht – und begreift zugleich: So funktioniert das Bewusstsein. Es heilt sich, indem es den Irrtum aufrechterhält, es könne sich selbst verstehen.
Vielleicht ist das der eigentliche Sinn jeder Bewegung: nicht zu wissen, dass man sich bewegt. Erst dann geschieht sie wirklich.
Bewegung ist Wahrheit. Und alles, was lebt, lebt nur, solange es sich bewegt – ob Mensch, Gemeinschaft oder Gedanke. Die Aufgabe der Therapie – und des Lebens – besteht also darin, Bedingungen zu schaffen, unter denen Bewegung wieder möglich ist, ohne dass sie sofort erkannt, bewertet oder geplant wird.
Denn was man zu sehr wissen will, hört auf, sich zu bewegen.
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