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KWS Lectures: DIN trifft Silicon Valley
#Gütersloh, 19. Oktober 2025
#Konrad #Zuse hat den #Computer erfunden. In Deutschland. 1941. Der erste universelle, programmierbare #Rechner – gebaut in einem Berliner Wohnzimmer. Eine der großen Geburtsstunden der modernen Welt.
Und was ist daraus geworden? Nichts. Die Idee wanderte über den #Atlantik, wurde größer, schneller, profitabler – und amerikanisch. Zuse blieb ein Eintrag im #Lexikon.
Später, in der Schweiz, entstand das #Internet – am #CERN, als Werkzeug der europäischen #Wissenschaft. Die Amerikaner sahen das Potenzial. Sie bauten daraus eine Infrastruktur, ein Imperium, eine Lebensform. Heute gehört es ihnen.
Europa erfindet.
Amerika verkauft.
Wir bauen Gedanken.
Sie bauen Märkte.
Und während dort Silicon Valley entstand, entstand hier: das DIN A4 Blatt. Ordnung. Präzision. Formularwesen. Die schönste aller Tragödien. Europa hat DIN. Amerika hat Deutungshoheit.
Die Prozessoren heißen #Intel, #AMD, #Apple #Silicon. Die Betriebssysteme #Windows, »macOS«, #Android, #UNIX. Die Standards #IEEE, #ICANN, #POSIX, #UNIX. Alles amerikanisch. Wir haben Ausschüsse. Sie haben Architekturen.
Wir normieren Papiergrößen, Schraubgewinde und Steckdosen. Sie normieren #Realität.
Selbst in der #Gastronomie sieht man das Muster: Der Amerikaner nimmt, was andere erfunden haben – und macht daraus ein Weltreich. Die #Wurst – deutsch, polnisch, österreichisch – wird in den USA zum #Hotdog. Die #Pizza – italienisches Straßenessen – wird zur globalen Marke. Der #Burger – ein Exportschüler aus #Hamburg – wird zum Symbol des 20. Jahrhunderts.
Alles kopiert, alles vereinfacht – und alles perfektioniert. Nicht, weil sie besser kochen. Sondern weil sie größer denken.
Die Amerikaner sind keine Gourmets. Sie sind Skalierer. Sie verstehen, dass Macht aus Wiederholbarkeit entsteht. Dass man eine Idee nicht besitzen, sondern multiplizieren muss. Europa kultiviert. Amerika kapitalisiert.
Es hätte längst ein europäisches #Unix geben müssen – nicht als Kopie, sondern als geistiges Betriebssystem. Ein System, das denkt, wie wir denken könnten, wenn wir noch denken dürften. Doch Europa denkt nicht groß. Europa denkt gründlich. Wir sind das Land der Bedenkenträger, der Evaluationsprozesse, der Zertifikate. Wir glauben, dass Fortschritt erst genehmigt werden muss.
Die Amerikaner denken nicht in Genehmigungen. Sie denken in Märkten. In Skalierung, nicht in Sauberkeit. In Vision, nicht in #Verwaltung.
Und während dort »OpenAI«, #Nvidia und #Anthropic die Zukunft formen, reden wir über »KI Prompt Engineering«, »KI Coaching« und »zertifizierte KI Kompetenz«. Das ist, als hätte man zur Zeit der #Dampfmaschine über »Dampfwolkendesign« diskutiert. Europa ist längst Teil Amerikas. Nicht politisch, sondern strukturell. Unsere #Daten liegen in ihren Clouds. Unsere #Wirtschaft hängt an ihrem Geld. Unsere Kultur läuft auf ihren Plattformen. Unsere Kommunikation folgt ihren Protokollen. Wir sind der 52. Bundesstaat – nur ohne Wahlrecht. Und vielleicht ist das gar keine Schande, sondern eine Chance.
Vielleicht sollten wir aufhören, von »digitaler Souveränität« zu träumen, und anfangen, bewusst Amerikaner zu sein. Nicht als Kopie, sondern als Übersetzung. Nicht als Kolonie, sondern als Katalysator. Europa könnte das Amerikanische europäisieren – es reflektieren, verlangsamen, vertiefen. Wir könnten #Kultur in den Code bringen. Bedeutung in die Geschwindigkeit. Aber dafür müssten wir erst aufhören, Besserwisser zu sein.
Denn während die Amerikaner die Welt bauen, sitzen wir daneben und korrigieren ihre #Rechtschreibung. Vielleicht ist das die neue Aufgabe Europas: nicht das Gegenteil Amerikas zu sein, sondern sein Gewissen. Nicht #Konkurrent, sondern #Korrektiv. Nicht Feind, sondern Mitautor. Denn Geschichte endet nicht mit Kriegen, sondern mit Kompatibilität.
Europa ist längst kompatibel. Es müsste nur endlich verstehen, was das bedeutet.
#Epilog: vom Denken zum Machen
Europa kommentiert. Amerika handelt. Wir haben die Zeit verpasst. Nicht aus Mangel an Intelligenz, sondern aus Übermaß an Nachdenklichkeit. Während Amerika gebaut hat, haben wir beraten. Während sie ausprobierten, haben wir abgewogen. Während sie starteten, haben wir Studien in Auftrag gegeben. Wir wollten alles richtig machen – und haben nichts gemacht.
Die Amerikaner haben verstanden, dass Handeln klüger ist als Warten. Dass Fehler schneller sind als Perfektion. Dass Fortschritt kein Ergebnis ist, sondern ein Zustand.
Europa denkt.
Amerika tut.
Und so wurden wir zu Kommentatoren unserer eigenen Vergangenheit. Zu Fußnoten im Buch, das wir einst begonnen haben. Wir haben den Computer erfunden. Sie haben ihn verkauft. Wir haben das Internet entwickelt. Sie haben daraus ein Weltreich gebaut. Wir haben die Zeit verpasst – und nennen das jetzt Haltung.
Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät, den #Irrtum als #Weckruf zu begreifen. Denn Denken ist keine Schwäche, solange man danach handelt. Vielleicht beginnt Europas nächste Epoche nicht mit einer neuen Idee, sondern mit dem Mut, sie endlich zu leben.
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