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#KWS #Lectures: zwischen »Gefällt mir« und »Gefällt mir nicht« – vom Verschwinden der Urteilskraft
#Gütersloh, 10. Oktober 2025
Was man heute so erlebt: Egal was – es wird nicht mehr wahrgenommen als interessant, wahr, richtig, falsch, anregend, originell. Sondern nur noch so: »gefällt mir« oder »gefällt mir nicht«. Gut oder böse.
Dieser scheinbar harmlose Mechanismus markiert eine stille #Zeitenwende. Wo einst #Denken begann, endet heute das #Scrollen. Das Urteil#, das früher einen Weg der Auseinandersetzung bedeutete, ist zu einem #Reflex geworden – zu einem Daumen, der nach oben oder unten zeigt. Zwischen diesen Polen verdampft die Differenz, jene feine Zwischentextur, in der das #Geistige einst atmen konnte.
Wir leben in einer #Kultur, in der #Wahrnehmung zur #Emotion geworden ist. Es geht nicht mehr um das, was etwas ist, sondern darum, wie es sich anfühlt. Wahrheit hat keine semantische Tiefe mehr, sondern eine Stimmungslage. Das gefällt nicht jedem – und genau das ist das Problem: Wer nicht gefällt, verschwindet.
Das Denken, so scheint es, hat seine soziale Lizenz verloren. Es darf nicht mehr stören, nicht irritieren, nicht riskieren. Es soll kompatibel sein – anschlussfähig, gefällig, algorithmisch beförderbar. So entsteht ein Diskursraum, der keine Spannungen mehr zulässt. Er ist glatt, freundlich, saturiert – und vollkommen leer.
Man kann diesen Zustand als Folge digitaler #Ökonomie begreifen: Aufmerksamkeit wird gemessen, nicht verstanden. Aber das wäre zu kurz gedacht. Denn die Ökonomie folgt nur dem, was wir ihr vorleben. Das Problem liegt tiefer: in einer schleichenden Verweichlichung der Urteilskraft. Wir halten Ambivalenz nicht mehr aus. Wir verwechseln #Widerspruch mit #Angriff und #Kritik mit #Aggression.
Der Mensch, der nur noch reagiert, ist der Mensch, der aufgehört hat, zu denken. Er lebt im permanenten Jetzt seiner Emotionen, unfähig, sie in Begriffe zu verwandeln. Und damit verliert er das, was ihn einmal ausgezeichnet hat: die Fähigkeit, Welt und Selbst zu unterscheiden.
Vielleicht beginnt Aufklärung heute nicht mehr mit Wissen, sondern mit einem einfachen Akt des Widerstands: innezuhalten, bevor man klickt. Einen Gedanken zu denken, statt ihn zu bewerten. Das wäre – in Zeiten des #algorithmischen #Urteils – eine kleine #Revolution.
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