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Zwischen Trailer Park und Tiny House – Wohnformen im Schatten der Krise
#Gütersloh, 9. September 2025
In den #USA sind #Trailer #Parks seit Jahrzehnten Teil der Realität: mobile Heime, dicht gedrängt, oft am Rand der Städte. Sie gelten als Übergangsform zwischen #Obdachlosigkeit und #regulärem #Wohnen – und als sichtbares Symbol einer #Gesellschaft, die große Teile ihrer #Bürger nicht in den klassischen #Wohnungsmarkt integrieren kann.
In #Deutschland gab es lange kaum Vergleichbares. Allenfalls das Phänomen des #Dauercampings deutete auf eine alternative, meist provisorische Wohnform hin. Doch in den vergangenen Jahren hat sich auch hier eine neue Variante etabliert: das »Tiny House«.
Der Unterschied liegt weniger in der Bauweise als im #Framing. Während Trailer Parks in den USA klar mit #Prekarität assoziiert sind, werden Tiny Houses in Deutschland als #Lifestyle inszeniert: #minimalistisch, #ökologisch, #individuell. Sie erscheinen in Magazinen und auf Messen, oft mit #Holzverkleidung, #Solarpanel und dem Versprechen von #Freiheit.
Dabei hatte das Land längst seinen eigenen medialen Prototypen: Peter #Lustig, Moderator der #ZDF Sendung »#Löwenzahn«. Er lebte im #Bauwagen, werkelte, recycelte und erklärte Kindern die Welt. Was damals pädagogisches Experiment war, wirkt heute wie ein früher Vorläufer einer Wohnform, die inzwischen mit Hochglanzprospekten als »Tiny House« vermarktet wird.
Hinter dieser Fassade steckt jedoch ein ernster Befund: #Tiny #Houses sind auch eine Reaktion auf die #Wohnungskrise. Steigende Mieten, hohe Grundstückspreise und die Knappheit von bezahlbarem Wohnraum treiben Menschen in alternative Lösungen. Kommunen testen inzwischen eigene Tiny #House Siedlungen – meist am Rand, mit eingeschränkter Infrastruktur. #Kritiker sprechen von einer »ästhetisierten Notlösung«, die weniger eine Wahl als eine Notwendigkeit darstellt.
So entsteht eine neue Form von #Armutsarchitektur. Sie wird nicht mehr als #Notbehelf markiert, sondern als individuelles Lebensmodell verkauft. Der Unterschied zwischen einem Trailer Park in den USA und einer Tiny House Siedlung in Deutschland ist damit weniger baulich als rhetorisch: Armut wird hierzulande sprachlich verschleiert, in ein Narrativ von Freiheit und Nachhaltigkeit verpackt.
Am Ende verweisen die Tiny Houses nicht auf ein romantisches Freiheitsprojekt, sondern auf ein strukturelles Problem. Sie machen sichtbar, dass eine Gesellschaft lieber neue Wohnformen ästhetisiert, als den #Wohnungsmarkt so zu gestalten, dass er für alle funktioniert.