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Der endlose Endpunkt der Ontologie
#Gütersloh, 1. September 2025
Mobbing ist ein seltsames Phänomen. Wer es erlebt, merkt schnell: Die gängigen Ratgeber helfen kaum. Sie reden von »Konflikten«, von »innerer Heilung«, von »Vergebung«. In Wahrheit sind das Pflaster auf offenen Wunden, Symptomkosmetik. Das Spiel der Macht wird darin nicht begriffen. Wer Mobbing verstehen und überleben will, braucht mehr. Er braucht eine #Philosophie. Vielleicht sogar 3.
Innenpolitik: #Stoizismus
Die 1. Dimension ist nach innen gerichtet. Die Stoiker wussten: Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern die Meinung, die wir von den Dingen haben. Für das Opfer heißt das: Haltung bewahren. Nicht jeder Schlag sitzt. Nicht jede Intrige trifft. Wer sich innerlich unabhängig macht, ist schon zur Hälfte frei.
Außenpolitik: #Machiavellismus
Aber Gelassenheit allein reicht nicht. Wer den Mechanismen des Mobbings ausgeliefert bleibt, geht unter. Darum die zweite Dimension: Machiavellismus. Nicht im Sinn schmutziger Tricks, sondern als Blick auf die Strukturen. Wer intrigiert gegen wen? Welche Allianzen sind echt, welche fingiert? Welche Brüche lassen sich verstärken? Hier beginnt die »Mobbing Algebra«: Fingierte Allianzen, rhetorische Kopplungen, strategische Entkopplungen. Ein Rechenspiel der Macht, das die Gegner ins Misstrauen zwingt.
Transformation: #Kunst
Und doch braucht es mehr. Denn Mobbing hinterlässt Spuren – #Wut, #Schmerz, #Ohnmacht. Hier kommt die 3. Dimension ins #Spiel: Kunst. Satire macht die Täter lächerlich. Literatur verwandelt das Erlebnis in Parabeln. Bildende Kunst symbolisiert Macht und Entmachtung. Kunst heilt nach innen – und entlarvt nach außen. Sie ist zugleich #Innenpolitik und #Außenpolitik.
#Herren, #Sklaven, #Pseudosklaven
#Nietzsche hat die Dialektik beschrieben: »Herren« schaffen Werte, »Sklaven« reagieren. Der Mobber ist kein Herr, sondern ein reaktiver Sklave – ein Pseudosklave, ein Möchtegernherr. Der wahre Herr mobbt nicht. Er wird auch nicht gemobbt. Er spielt das Spiel schlicht nicht mit. Und doch, so einfach ist es nicht. In Wahrheit gibt es nicht nur Herren und Sklaven, sondern eine ganze Nahrungskette. Jeder Mensch ist einmal oben, einmal unten. Wer ist also der wahre Herr?
Der Löwe, das klassische Bild der Herrschaft, ist Sklave seiner Natur. Immer Jäger, immer Blut. Der #Elefant ist souveräner – stark, gelassen, kaum bedroht. Doch auch er bleibt gefangen in seiner Natur. Das überzeugendere Bild ist der Orca: keine Feinde, sozial, intelligent, spielerisch. Er jagt, weil er will, nicht weil er muss. Vielleicht ist er das beste Sinnbild des wahren Herrn: stark und frei zugleich.
Der Künstler als Herr
Und doch reicht auch das Tierreich nicht aus. Alle Tiere sind Gefangene ihrer Natur. Nur der Mensch kann aus Natur Kultur machen. Und nur einer tut das in Reinform: der Künstler. Der Künstler mobbt nicht, er wird nicht gemobbt. Er verwandelt Erfahrungen in Ausdruck. Er überwindet die Nahrungskette, indem er das Spiel der Natur in ein Spiel der Formen überträgt. Damit ist der Künstler – im Nietzsche’schen Sinn – der wahre Herr. Nicht, weil er unsterblich wäre, sondern weil er aus Endlichkeit Schöpfung macht.
Doch selbst der Künstler bleibt Teil der Natur. Er ist sterblich. Er altert. Er ist gebunden an das, was wir »Zeit« nennen. Aber was ist Zeit? Vielleicht nichts als Illusion. Vielleicht sehen wir nur Einzelbilder eines Films, gequantelte Zustände, die uns Bewegung vortäuschen. Das Sein ist Sklave seiner eigenen Quantelung. Und dann die Verschränkung: Teilchen, die über Raum und Zeit hinweg instantan verbunden sind. Beweis, dass alles gleichzeitig ist. Dass Wandel nur eine Erscheinungsform des Unendlichen ist.
Zwischenspiel: #Kishon, #Adams, #Lem
Vielleicht aber ist all das ein großer Witz. Ephraim Kishon zeigte, dass selbst die »ernstesten« Institutionen wie Behörden oder Familien im Kern absurdes Theater sind. Douglas Adams ging weiter: Er erklärte gleich das ganze Universum zum kosmischen Scherz. Die Antwort auf die »Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest«? »42.«
Stanisław Lem schließlich machte daraus subtile Satire: seine Welten sind ernst, wissenschaftlich präzise – und doch liegt in jeder Zeile ein stilles Grinsen, weil er weiß: Am Ende stolpern selbst die klügsten Systeme über ihre eigene Absurdität.
Vielleicht gilt das auch hier: Ontologie, Quanten, Herren und Sklaven – alles streng gedacht, und doch am Ende nur ein kosmischer Witz.
Existenzialismus, Ontologie, Transformation
3 Dimensionen ergeben ein Ganzes: Existenzialismus – das Handeln im Hier und Jetzt – Innenpolitik und Außenpolitik. Ontologie – das Denken des Seins selbst – Zeit, Quanten, Unendlichkeit. Transformation – die Kultur, die aus beidem entsteht – die Kunst.
Schluss: Herr der #Unendlichkeit
Der wahre Herr ist nicht der Löwe, nicht der Elefant, nicht einmal der Orca. Der wahre Herr ist der Künstler. Nicht, weil er der Endlichkeit entkommt, sondern weil er sie verwandelt. Nicht, weil er ewig lebt, sondern weil er im Wandel selbst souverän ist. Und wenn am Ende alles nur Gedanke ist? So what. Auch der Gedanke ist Werk der #Natur. Und vielleicht ist selbst die #Ontologie nur ein kosmischer Scherz.