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Zähl’ dich glücklich – warum Passantenzählungen oft mehr vernebeln als erhellen – vom Wiegen wird die Sau nicht fett
#Gütersloh, 28. Juli 2025
Sie hängen an Laternenmasten, versteckt in Kästen oder unscheinbar in der Ecke eines Daches: #Sensoren, #Kameras, #Zählmodule. Ihr Ziel: herausfinden, wie viele Menschen sich durch eine #Fußgängerzone bewegen. Ihr Nutzen? Fraglich. Ihr Einsatz? #Symbolpolitik mit Zahlenkulisse. Willkommen in der Ära der Bewegungsillusion.
Wenn #Messen mit #Denken verwechselt wird
Passantenzählungen suggerieren #Objektivität, #Präzision, #Planbarkeit und vor allem Aktivität. In #Wahrheit sind sie oft der verzweifelte Versuch, komplexe soziale Realitäten auf ein paar Grafiken zu reduzieren. »Die #Innenstadt ist gut besucht«, heißt es dann, weil eine Kamera 8.000 Bewegungen gezählt hat. Dass davon die Hälfte dieselbe Person war, die dreimal zurücklief, interessiert keinen. Hauptsache, die Linie zeigt nach oben.
Die Wahrheit ist: #Menschenfrequenz ist nicht gleich #Lebensqualität. Städte sind keine Shoppingtunnels, und Aufenthaltsqualität lässt sich nicht in Kurven pressen. Wer wirklich verstehen will, wie es einer Innenstadt geht, müsste zuhören, hinschauen, reden. Stattdessen: zählen.
Mit anderen Worten einer alten Bauernweisheit: »Vom Wiegen wird die Sau nicht fett«.
Die #Industrie der #Irrelevanz
Längst ist um das Zählen eine kleine Industrie entstanden – mit Hightech Sensorik, #Dashboard Portalen, Echtzeitkarten. Für wenige Tausend Euro jährlich bekommt man ein #Datenfeuerwerk – und das gute Gefühl, etwas für die Stadtentwicklung zu tun. Ob’s was bringt? Egal. Hauptsache, man kann bei der nächsten #Ratssitzung mit Zahlen wedeln.
#Politik, die sich hinter Technik versteckt, ersetzt Beteiligung durch #Statistik. Sie nennt es »Datengrundlage«, meint aber oft nur: Wir brauchen eine Rechtfertigung. Für den nächsten verkaufsoffenen Sonntag. Für mehr Werbebudget. Für weniger Kulturförderung, weil »die Leute eh nicht kommen« – sagt die Zählung.
Wenn Zahlen zur #Kulisse werden
#Passantenzählungen sind das akustische Lächeln des Digitalzeitalters: scheinbar rational, scheinbar nützlich – und am Ende doch leer. Denn was sagen sie nicht? Sie sagen nichts über Stimmung, nichts über Zufriedenheit, nichts über die, die nicht mehr kommen. Über die Leere in den #Ladenzeilen, die trotz hoher Zahlen spürbar bleibt.
Und sie sagen nichts über Strukturen. Etwa darüber, warum in vielen Städten immer dieselben #Akteure gefördert werden, während neue #Ideen an Formblättern, Gremien und alten Seilschaften zerschellen. Das sieht man nicht auf dem #Dashboard. Aber man spürt es – spätestens beim nächsten #Bummel durch die glitzernde Langeweile.
Zählen ist einfach. Verstehen ist schwer. Und solange Städte glauben, sie könnten ihre Zukunft algorithmisch organisieren, bleibt das Ergebnis: eine Hochglanzfassade mit eingebautem #Trugschluss. Die Stadt lebt nicht von #Zählungen – sie lebt vom Mut, auch mal hinzuschauen, wo nichts gezählt wird.
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